
Zuhause sein
Wohnen heißt Zuhause sein, seinen ganz persönlichen Lebensraum und Rückzugsort zu haben. Räumlichkeiten, die Geborgenheit und Sicherheit geben und ebenso soziale Interaktionen ermöglichen. Vor diesem Hintergrund hat die Lebenshilfe Niederösterreich mit dem neuen Wohnhaus Mödling ein neues Wohnkonzept für vollzeitbetreutes Wohnen umgesetzt. Orientiert am „privaten Wohnen“ wurden inmitten des Stadtgebiets kleine Wohneinheiten auf drei Etagen umgesetzt, die den Klient*innen ihren ganz persönlichen Raum und Rückzugsbereich bieten. Ebenso wie Gemeinschaftsräumlichkeiten auf jedem Stock für soziales Miteinander und den Austausch.
Selbstbestimmung im Fokus
Basierend auf dem Grundsatz der Personenzentrierung erfolgt im Wohnhaus Mödling die Unterstützung orientiert an den Fähigkeiten der Klient*innen. So erleben sie so viel Eigenständigkeit und Selbstbestimmung wie möglich. Betreuer Peter Pregartner zum Wohnkonzept in Mödling:
„Wir arbeiten dort, wo Menschen wohnen – diese Haltung bei der Begleitung steht für mich und meine Kolleg*innen im Wohnhaus Mödling im Vordergrund. Basierend auf dem Konzept Wohnen haben wir eine veränderte Form der Begleitung entwickelt. Klient*innen haben dadurch die Möglichkeit, weitestgehend selbständig und selbstbestimmt zu leben. Das haben wir durch Hilfsmittel aus der unterstützten Kommunikaiton und dem TEACCH Ansatz (Treatment and Education of Autistic and Handicaped Children) umgesetzt. Beides stellt die selbständige Bewältigung des Alltags in der Begleitung in den Vordergrund. Die baulichen Gegebenheiten – kleine Wohneinheiten auf drei Stockwerken verteilt – sind für die Umsetzung sehr hilfreich.
Durch unsere veränderte Haltung wurde schon bald sichtbar, wo noch Unterstützung notwendig ist und wo nicht. Diese Haltung braucht viel Zutrauen, Zurückhaltung und Vertrauen. Es geht darum, den Menschen die Dinge auf seine Art versuchen zu lassen, auch wenn es nicht perfekt ist und auch nicht sein soll.“
Neues Konzept, neue Blickwinkel
Die neue Form des Wohnens im Wohnhaus Mödling schafft neue Blickwinkel in der Betreuung und unterstützt das Voneinanderlernen. Nämlich aller, wie auch Einrichtungsleiterin Elisabeth Schober aus der Praxis berichten kann:
„Wir im Wohnhaus Mödling befinden uns gerade am Weg von Betreuung hin zur Begleitung. Im neuen Haus werden auch neue Wege eingeschlagen. Die örtliche Veränderung hat uns geholfen, unsere Haltung und unsere Arbeitsansätze anders zu gestalten. Für mich sehr interessant zu betrachten und wichtig, ist der Prozess des gemeinsamen und gegenseitigen Lernens, in dem wir uns an diesem Standort befinden. Es ist durch die neue Situation sichtbar geworden, wo wir früher mit unseren Ängsten behindernd eingewirkt haben und wie eine Begegnung der Wertschätzung und auf Augenhöhe gut gelebt werden kann. Weil wir alle jeden Tag mit- und voneinander lernen.
Die kleinen Wohneinheiten ermöglichen eine sehr nahe und personenzentrierte Beziehung in der Begleitung und ermöglichen eine neues und nahes Miteinander zwischen den Bewohner*innen. Das ist ein offensichtlicher Unterschied zu anderen, großen Wohneinheiten.
Ich möchte ein Wohnhaus führen, wo ich selber gerne wohnen würde. So gestalte ich auch die Leitung. In Zusammenarbeit mit meinem Team und den Klient*innen habe ich das Gefühl, dass wir auf einem guten Weg sind.“
Zukunftsperspektiven
Die Errichtung des Wohnhauses Mödling erfolgte bereits auf dem Grundgedanken der Inklusion – des wertgeschätzten und anerkannten Zusammenlebens aller Menschen in ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit. So ist das Haus einerseits im urbanen Raum und der dementsprechenden Infrastruktur für eigenständige und selbstbestimmte Freizeitgestaltung angesiedelt und gleichzeitig so konzipiert, dass eine gemischte Nutzung von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung möglich ist. So sollen Beziehungen geschaffen und Barrieren abgebaut werden.